Region Wil-Südthurgau nicht hängen lassen: Wirtschaftsvereine kämpfen weiterhin für WILWEST

Die von sieben regionalen Wirtschaftsvereinen getragene Bewegung «Wir wollen WILWEST» setzt sich weiterhin für das Standortentwicklungsprojekt ein. Die Gewerbe- und Arbeitgebervereine der Region appellieren an die kantonale Politik, der Region Wil eine für sie wichtige wirtschaftliche und verkehrstechnische Entwicklung zu ermöglichen.

Die Co-Präsidenten der Bewegung «Wir wollen WILWEST»(4W) lassen keine Zweifel offen: Das Projekt WILWEST ist noch lange nicht gestorben und es gilt unbedingt, sich weiterhin dafür einzusetzen. Nachdem sich die Bewegung im vergangenen Jahr mit diversen Massnahmen sehr aktiv für WILWEST eingesetzt hatte, liess sie sich seit der Volksabstimmung im Kanton St.Gallen vom vergangenen September nicht mehr verlauten. Mittlerweile besteht Klarheit, wie es politisch weiter gehen kann und soll: Die beiden Kantonsregierungen St.Gallen und Thurgau haben sich auf ein mögliches weiteres Vorgehen geeinigt: Den beiden Kantonsparlamenten wird vorgeschlagen, dass der Kanton St.Gallen das Teilareal Münchwilen seinem Nachbarkanton verkaufen soll.

Kantonsübergreifender Einsatz für Wil West

Nach dieser Klärung trafen sich auch die sieben Präsidenten von AGV Wil, AGV Südthurgau, Gewerbeverein Wil, KMU Region Hinterthurgau, Gewerbe Sirnach, Verein Münchwiler Firmen und WirtschaftsPortalOst wieder zu einer Besprechung. Die sieben Vereine gründeten vor einem Jahr die Bewegung «Wir wollen WILWEST» und tragen sie finanziell sowie ideell.

Die Einigkeit unter den Wirtschaftsvereinen bleibt gross: Sie führen ihr Engagement in der 4W-Bewegung alle unvermindert fort. «Für unsere Region ist und bleibt das Projekt WILWEST von aller grösster Wichtigkeit. Es setzt wirtschaftliche Impulse in der Region, löst Verkehrsprobleme, wirkt der Zersiedelung entgegen und das alles auf eine überzeugende und nachhaltige Weise», sagt Daniel Frefel vom AGV Südthurgau. Die Wirtschaftsvereine werden in den kommenden Monaten und Jahren weiterhin die Werbetrommel für WILWEST rühren und Politik wie Bevölkerung die Vorteile des Projektes aufzeigen. Alle sieben Vereine leisten dazu wieder Finanzierungsbeiträge, um entsprechende Massnahmen umsetzen zu können.

Standortentwicklung muss auch ohne Kanton St.Gallen vorwärts gehen

Zwar lehnte die kantonale Bevölkerung eine aktive Rolle des Kantons St.Gallen als Investor mittels Sonderkredit im September ab. Aber die direkt betroffene Region will WILWEST sah es anders: Die Stadt Wil hat als Standortgemeinde mit über 60% Ja gesagt und auch die angrenzenden Gemeinden Zuzwil, Kirchberg, Jonschwil und Uzwil stimmten dem Sonderkredit zu. «Wir appellieren deshalb an die Mitglieder der beiden Kantonsparlamente, der Region Wil die notwendige wirtschaftliche Entwicklung und die Lösung drängender Verkehrsprobleme zu vermöglichen», betont Marc Züllig, Präsident des AGV Wil.

Das Co-Präsidium von Wir wollen WILWEST: Hansjörg Brunner, WirtschaftsPortalOst; Stefan Frick, Gewerbeverein Wil und Umgebung; Clemens Albrecht, KMU Hinterthurgau; Daniel Frefel, Arbeitgeberverband Südthurgau; Marc Züllig, Arbeitgebervereinigung Wil (stehend von links). Kniend von links: Jürg Hüni, Vereinigung Münchwiler Firmen und Markus Kopp, Gewerbe Sirnach.

In der aktuellen Diskussion werde leider kaum berücksichtigt, dass es in der kantonalen Abstimmung nur um die Frage ging, ob der Kanton St.Gallen das Areal selbst erschliessen und entwickeln solle oder nicht. Die Standortentwicklung müsse auch ohne Kanton St.Gallen weiterhin möglich bleiben. Das wurde bei der Vorstellung der Abstimmungsvorlage von Seiten der St.Galler Regierung auch so kommuniziert, als ein Verkauf an den Kanton Thurgau bereits als mögliche Alternative ins Spiel gebracht wurde. Gerade im Thurgau würde eine Blockade durch den Kanton St.Gallen kaum verstanden, zumal das Areal auf Münchwiler und damit Thurgauer Boden liege. «Für uns mutet es seltsam an, wenn uns von St.Galler Seite vorgeschrieben werden sollte, ob wir uns auf unserem Gemeindegebiet wirtschaftlich entwickeln dürfen oder nicht», findet Jürg Hüni, Präsident der Vereinigung Münchwiler Firmen. Markus Kopp, der dem Gewerbe Sirnach vorsteht, bläst ins selbe Horn: «Wenn der Kanton St.Gallen kein Wil West will, dann sollen Wege und Möglichkeiten gefunden werden, das Areal auch ohne Kanton St.Gallen zu realisieren. Wir brauchen das Projekt – ob es nun WILWEST, SirnachOst oder MünchwilenOst heisst.» Die 250 Kantonsparlamentarier beider Kantone dürfen deshalb die Region Wil nicht hängen lassen, so die Co-Präsidenten der 4W-Bewegung.

Umwelt- und raumschonend

Die häufig genannte Kritik am Verlust von Landwirtschaftsland sei nicht überzeugend. Denn zum einen verzichten die Gemeinden der Regio Wil zugunsten von Wil West auf die Einzonung von eigenen Arbeitsplatzgebieten für Neuansiedlungen. «Dadurch wird weniger Kulturland verbraucht, als wenn in allen Gemeinden am grünen Rand Neueinzonungen stattfinden würden», ist Stefan Frick vom Gewerbeverein Wil überzeugt. «Zudem ist der Kanton Thurgau gesetzlich verpflichtet, sämtliche Fruchtfolgeflächen eins zu eins im eigenen Kanton zu kompensieren», ergänzt Clemens Albrecht vom Gewerbeverein KMU Hinterthurgau. Wenn man ehrlich argumentiere, dann sei die Realisierung von Wil West die umwelt- und raumschonendere Lösung.

Vom Bund finanzierte Verkehrsentlastung

Würde Wil West nicht realisiert, harren auch die grössten verkehrlichen Probleme der Region einer Lösung: «Da haben wir ein Projekt für die Ostschweiz, bei dem der Bund Infrastrukturmassnahmen im Umfang von rund 130 Millionen Franken finanzieren würde und wir schiessen uns ins eigene Bein?», findet Hansjörg Brunner, Präsident des WirtschaftsPortalOst, das die 4W-Bewegung vor einem Jahr initiierte. Der frühere Nationalrat weiss: Der Bund wird Verkehrsmassnahmen wie den dringend benötigten Autobahnanschluss Wil West nur dann finanzieren, wenn auch eine wirtschaftliche Entwicklung auf dem Areal entsteht.

Region Wil nicht hängen lassen

In den nächsten Monaten gelte es deshalb, die 250 Mitglieder der beiden Kantonsparlamente für das Grundstücksgeschäft zu gewinnen. Es könne nicht sein, dass sich Parlamentarier aufgrund einer Wahlstrategie ihrer Partei sachlichen Argumenten verschliessen würden und damit eine ganze Region im Regen stehen lassen, sind die Vertreter der regionalen 4W-Bewegung überzeugt.