Die Stimmbevölkerung des Kantons St.Gallen hat den Sonderkredit Arealentwicklung Wil West abgelehnt. Die Bewegung «Wir wollen WILWEST» ist von diesem Ergebnis sehr enttäuscht, sieht aber noch von einer Auflösung ab. Ein Trost ist, dass die Region dem Sonderkredit zugestimmt hat und die Aktivitäten der regionalen Bewegung offenbar Wirkung hatten.
«Heute sind wir ernüchtert und enttäuscht. Das müssen wir so deutlich sagen», erklärt Robert Stadler im Namen der Bewegung «Wir wollen WILWEST». Nach einer jahrelangen interkantonalen Zusammenarbeit muss der Kanton St.Gallen WILWEST nun den Rücken kehren. «WILWEST war gerade für die grenzübergreifenden Kollaboration ein Vorbildprojekt. Wir hoffen, dass die Ostschweizer Kantone die Zusammenarbeit in Bereichen wie Wirtschaftsförderung, Bildung oder Gesundheitswesen dennoch nicht vernachlässigen», sagt Stadler.
Trotz aller Enttäuschung ist man auch stolz, was für eine breite Bewegung man innert kurzer Zeit mit bescheidenen Mitteln auf die Beine gestellt hat. «Wir glauben nicht, dass alles vergeblich war. Wir haben den Menschen in der Region die Vision von WILWEST nähergebracht und es bleiben wohl viele überzeugt, dass sich die Region wirtschaftlich in irgendeiner Form entwickeln muss», sagt Stadler. Das habe sich auch darin gezeigt, dass die Region Wil dem Sonderkredit deutlich zugestimmt hat, obwohl auch die kritischen Stimmen hier am lautesten waren. «Das dürfte nicht zuletzt unseren Aktivitäten in der Region zu verdanken sein», glaubt Stadler.
Wachstumsängste stärker als positive Vision
Die aktuelle geopolitische Lage sowie ein erneutes Aufflackern der Themen Wachstum und Zuwanderung waren aus Sicht der Bewegung entscheidende Faktoren für die Niederlage: «Themen wie der Selbstversorgungsgrad mit Lebensmitteln, Angst vor neuen Strassen und Mehrverkehr sowie Zuwanderung und Überfremdung haben die Gegner geschickt bewirtschaftet», so Stadler. Es sei einfacher, Zweifel zu säen als mit einer positiven Vision zu mobilisieren. Der Ukrainekrieg und die damit verbundene Debatte über Nahrungsmittelabhängigkeit habe eine sachliche Diskussion über die sogenannten Fruchtfolgeflächen verunmöglicht. «Hier wurden schlicht falsche Fakten verbreitet. Die Fruchtfolgeflächen wären durch den Kanton Thurgau vollständig kompensiert worden», so Stadler. Abgesehen davon brauche es auch hochwertige Arbeitsplätze im Inland für eine zukunftsgerichtete und unabhängige Schweiz. Hoffentlich bleibt dieses Thema dank WILWEST auf dem Tapet.
Wie weiter mit der Bewegung?
Die Bewegung «Wir wollen WILWEST» wird sich trotz des negativen Resultats noch nicht auflösen. Das Nein zum Sonderkredit bedeutet primär, dass nicht der Kanton St.Gallen das Areal Wil West entwickeln kann. Das Gesamtvorhaben WILWEST ist deshalb nicht gestorben. So hat sich der Kanton Thurgau bereits verlauten lassen, dass er das Gebiet weiterhin einzonen wolle. «Falls es uns braucht, stehen wir bereit», sagt Robert Stadler kämpferisch. Die sieben in der Bewegung beteiligten Wirtschafts- und Gewerbevereine werden das weitere Vorgehen demnächst besprechen.
Der Vorteil der Bewegung sei, dass man keine neuen Strukturen wie bei einem Verein geschaffen habe und somit auch nicht zweckgebunden sei. «Daher sind wir flexibel und können die Aktivitäten bei Bedarf schnell wieder hochfahren», so Stadler.